Abriss der Geschichte von Tholey und der Schaumberg-Region

Der Luftkurort Tholey, Abtei-Dorf und Sitz der Verwaltung der gleichnamigen Großgemeinde, ist geprägt durch seine einmalige Lage am Südhang des Schaumberges. Die Geschichte Tholeys ist vielseitig und uralt.

Im Schutze des Berges, der mit seinen 569 m weithin sichtbar das Land überragt, haben schon in sehr früher Zeit Menschen den Platz gefunden, südliche Hanglage mit vielen Wasserquellen, der für eine Ansiedlung geeignet war.

Viele Epochen unserer Vor- und Frühgeschichte haben auf und um den Schaumberg eine Fülle von archäologischen Zeugnissen hinterlassen, die als Bodendenkmäler im Gelände und als Fundstücke in vielen Museen zu besichtigen sind.

Mehrere vorgeschichtliche Hügelgräber in sehr unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Zustand sind bekannt. Der bedeutendste und größte Grabhügel ist das keltische Fürstengrab in Theley. Wertvolle Beigaben aus Gold und Bronze (unter anderem eine etruskische Vase, die sich heute im Landesmuseum in Trier befindet) und die Bestattung auf einem Bronze beschlagenen Wagen werden als Zeichen seiner herrschaftlichen und priesterlichen Würde gedeutet.

Die Eroberung und Besiedlung unseres Raumes, durch die im siebten Jahrhundert vor Christus aus dem Osten eingewanderten Kelten wird aber auch durch Ausgrabungsfunde auf dem Schaumberg bezeugt. Als Zuflucht für die Bewohner wurde die Bergkuppe nach keltischem Brauch als Fliehburg ausgebaut. Die Wallgraben westlich und nördlich des Plateaus und eine so genannter „Keltenstein“ (Opferstein, „Klapperstorchstein„) erinnern noch heute an diese Zeit.

Auf dem Wege zur Eroberung Galliens, etwa 50 vor Christus, wurde unser Land von den Römern besetzt. Die alten keltischen Verkehrswege bauten sie zu Heeres- und Handelsstraßen aus. Im östlich von Tholey gelegenen „Wareswald“, im Kreuzungsbereich der überregional wichtigen Straßen Metz – Mainz und Straßburg – Trier, entstanden auf einer Fläche von etwa 15 Hektar eine größere römische Siedlung (Vicus) mit umfangreichen Gebäuden für Soldaten, Handwerker und Händler. Dort gefundene römische Götterstatuen, Votivtafeln, steinerne Inschriften und die noch vorhandenen Mauerreste lassen vermuten, dass die Römer in mindestens zwei Tempeln ihren Göttern opferten.

Im Ort Tholey, im Bereich der heutigen Abtei, bauten sie eine große, mit Säulen geschmückte Palastvilla und eine Poststation (Mansio). Viele Reste der ehemals ausgedehnten Badeanlage sind noch unter der Kirche vorhanden. Neben den so genannten „Einzelsiedlungen“, die die Römer in den von ihnen eroberten Gebieten errichteten, entstanden entlang der am Südhang des Schaumberges verlaufenden Straße weitere Villen. Bei einer Notgrabung im Neubaugebiet „Schweighauser Wiese“ wurde 1986 ein Kultbezirk mit zwei kleinen Tempeln und einer mächtigen Umfassungsmauer entdeckt.

Zahlreiche Kleinfunde: Gefäße, Fibeln, Münzen und sogar Goldschmuck lassen vermuten, dass dort vom 1. – 4. Jahrhundert n. Chr. geopfert wurde.

Zum Schutze des sehr bedeutenden Handelsknotenpunktes an der Straßenkreuzung im Wareswald und des um die Poststation entstandenen römischen Tholey, genannt „Teulegium“, errichteten die Römer auf dem Schaumberg in der ehemaligen keltischen Burg ein befestigtes Kastell. Bei der Anlegung des Herzweges im Jahre 1983 wurden Gebäudereste von zwei weiteren römischen Villen gefunden.

Aufgrund der sehr vielen Siedlungs- und Grabfunde kann man von Tholey als einem regionalen römischen Zentrum mit zahlreicher Bevölkerung reden.

Nach dem Ende der römischen Ära, etwa in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, eroberten die Franken unser Land. Im Zuge der fränkischen Landnahme wurden nur wenige ehemalige römische Siedlungen wieder aufgebaut. Neues Leben entwickelte sich überwiegend in vielen neuen Weilern und Eigenhöfen. Mehrere Jahrhunderte gehörte unsere Region zu den fränkischen Reichen der Merowinger und Karolinger. Durch die Aufteilung des letzten Frankenreiches kam unser Gebiet ab 855 zu dem „Lotharingien“ genannten Mittelreich und gehörte ununterbrochen bis 1766 zum „Heiligen römischen Reich Deutscher Nation“.

Die Geschichte des christlichen Tholey beginnt mit dem Testament des Adalgisel, eines auch Grimo genannten fränkischen Edlen, der im Jahr 634 die, von ihm in den Resten der römischen Badeanlage errichteten Kirche („Stätte der Heiligen“) mit umfangreichen Liegenschaften (“Domo et castrum Teulegio“) dem Bischof von Verdun vermachte. In diese „Stätte der Heiligen“, nach damaligem Zeitverständnis ein Mönchskonvent, schickte der Bischof von Trier auf Wunsch des Adalgisel Kleriker, „die dort dienen“.

Das Kloster Tholey, im Geiste des Mönchvaters Columban als iro-fränkisches monastisches Institut gegründet gilt als das früheste Kloster auf heutigem deutschem Boden.

In der Legende, „der Schwester der Geschichte“, über den heiligen Wendalinus wird dieser als der erste Vorsteher der in Eremitagen um die Kirche wohnenden christlichen Gemeinschaft ernannt. Der Zeitpunkt, an dem aus dieser Institution ein „reines“ Benediktinerkloster entstand, ist unbekannt und wird von den Geschichtsforschern, je nach Deutung des vorhandenen Quellenmaterials, in die Zeit zwischen 720 und 850 gelegt.

Die Abtei Tholey erreichte einen ersten Höhepunkt um das Jahr 1000. Der Abtei Tholey – Sitz eines Archidiakonates – unterstanden ihr damals (bis zur Französischen Revolution) 154 Pfarreien des Erzbistums Trier.

Bedeutung und Ansehen des Klosters unterlagen der Wechselwirkung der Geschichte. Umfangreiche Klosteranlagen entstanden am Ende des 12. Jahrhunderts um die damals romanische Kirche. Anstelle dieser, durch Brand zerstörten Kirche wurde von 1262 – 1300 die heutige frühgotische Kirche erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch die lebensgroße Figur des „Engels von Tholey“.

Zum Schutze der Abtei und ihrer Besitzungen wurde etwa um 1200 auf dem Schaumberg eine Burg errichtet. Den ersten Schutzherren („Vögten“) auf der mittelalterlichen Burg, denen gleichzeitig der Verwaltung des Oberamtes Schaumburg (Schauenburg) übertragen war, den Grafen vom Bliesgau, folgten viele Rittergeschlechter. Von 1277 – 1766 gehörte das Oberamt Schaumburg zum Herzogtum Lothringen.

Die Schaumburg wurde 1522 erstmals von Franz von Sickingen erobert und von den Schweden im Jahr 1631 während des 30jährigen Krieges endgültig zerstört. Nach der Zerstörung der ausgedehnte Burganlagen wurde der Verwaltungssitz des Oberamtes in den Ort Tholey verlegt. Die meisten Gebäude der, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbauten Verwaltung (Haus der „gnädigsten Herrschaft“, Gefängnis, Stadtschreiberei, Kellerey, Witwen- und Waisenschreiberei und die Zehnt-Scheuer) stehen heute noch.

Nur langsam erholte sich das Land um den Schaumberg von den Kriegsfolgen. In der Zeit zwischen 1670 -1750 erlebten Tholey und die Abtei eine Blütezeit. Die beschädigten Klosteranlagen wurde durch neue Bauten ersetzt und erweitert. Der 1732 abgebrannte gotische Kirchturm bekam eine neue barocke Turmhaube. Im Kircheninneren wurden barocke Altäre, Chorstühle und eine neue Orgel, deren herrliches Prospekt noch heute erhalten ist, eingebaut.

Durch den Tod des letzten Herzogs von Lothringen im Jahr 1766, den Tausch zwischen Frankreich und Pfalz-Zweibrücken 1787 und den Ausbruch der Französischen Revolution, änderte sich wiederholt die Zugehörigkeit des Oberamtes Schaumburg. Französische Revolutionstruppen plünderten das Kloster, vertrieben 1794 die Mönche und versteigerten den Besitz der Abtei. Das Oberamt wurde als Kanton Tholey französisches Staatsgebiet.

Als Ersatz für die 1246 erstmals erwähnte baufällig gewordene kleine Pfarrkirche St. Johannes (mit Pfarrhaus, Schule, Seuchenkeller und Kirchhof) vor dem Pfortenbau des Klosters (- die dem heiligen Johannes geweihte Kirche musste 1804 abgerissen werden – ) erwarben im Jahre 1808 Tholeyer Bürger die alte Abteikirche mit dem ehemaligen Abtshaus und schenkten sie der Kirchengemeinde (Tholey, Sotzweiler und Bergweiler).

Nach den Befreiungskriegen wurde Tholey preußischer Sitz einer Amtsverwaltung, eines Amtsgerichtes und Kataster-Amtes. Das 19. Jahrhundert brachte Ruhe und eine Besserung der Lebensbedingungen.

Nur wenige Meter hoch wurde der im Frühjahr 1914 auf dem Schaumberg begonnene Kaiser-Wilhelm-Turm, als der Erste Weltkrieg die Ausführung unterbrach. Unter dem Eindruck des verlorenen Krieges errichtete man in den Jahren 1928 -1930 an der gleichen Stelle ein Ehrenmal mit Kapelle für die vielen Gefallenen und Toten des Weltkrieges.

Durch statische und bauliche Mängel entstanden in den Jahren nach dem letzten Krieg an dem Turm sehr schwere Schäden. Das baufällig gewordene Bauwerk musste weitgehend abgerissen werden. Heute steht auf dem Schaumberg ein neuer Turm, gewidmet der deutsch-französischen Aussöhnung und der friedlichen Begegnung der beiden Völker.

Im päpstlichen Erlass vom 08.12.1949 wurde die Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey wiedererrichtet. Begünstigt durch eine großzügige private Schenkung, Hilfen des Staates und des Bistums begannen im April 1950 Mönche der Abtei St. Matthias zu Trier mit dem Aufbau eines neuen Klosters. Die Abteikirche wurde umfangreich renoviert und die für das klösterliche Leben erforderlichen Gebäude errichtet.